Und ewig wandern die Wähler
- piarolfs0
- 2. Nov.
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Pias Potpourri vom Februar 2025

Deutschland ist das Land der Wanderer. Kein Wunder, dass da angesichts des Klimawandels in diesem Februar schon weit vor dem offiziellen Frühlingsbeginn ein großes Naturwunder zu beobachten war: die Wählerwanderung.
Anders als bei der noch anstehenden Krötenwanderung ging es dabei nicht um den Weg zu Paarungs- und Laichplätzen. Diese sind bei der Wählerwanderung besonders schwierig zu erreichen, werden oft sogar weiträumig verfehlt. Biegen doch gerade junge fortpflanzungsfähige Weibchen oft nach links ab, die gleichaltrigen Männchen dagegen eher nach rechts. Und dann quakt jeder Jungwähler im eigenen Tümpel.
Globale Umweltfaktoren spielten auch eine Rolle. Eine seltsame orangefarbene Luftströmung aus dem Weißen Haus in Washington zog über den Atlantik, vermischte sich mit eisiger Polarluft aus Moskau zu einer explosiven Mischung, die die Ukraine in ihrer jetzigen Form hinwegfegen könnte. Klimaforscher sprechen, analog zum Phänomen „El Nino“, von der US-Strömung „El Idioto“ (Übersetzung unbekannt).
Die Sorge um die Welt und andere Kleinigkeiten motivierte jedenfalls viele Bundesbürger zum Ausflug ins Wahllokal, obwohl die Verpflegung dort zu wünschen übrig lässt. Allerdings ist die Demokratie-Ortung bei manchen durch ständige Alarmsirenen gestört. Angeblich machen sie nur einen Ausflug ins Blaue, landen dann aber im braunen Sumpf und stecken dort fest. Hier gab es offenbar gravierende Fehler in der Beschilderung, die nicht auszumerzen waren. So jedenfalls lautete der Vorwurf an Bergführer Friedrich Merz. Allerdings muss positiv vermerkt werden: Er motivierte im Februar Hundertausende zum Wandern, die gegen ihn auf die Straße gingen. Welch schöne gemeinsame Bewegung an der frischen Luft!
Ganz ungefährlich sind die Wählerwanderungen jedoch nicht, sie heißen ja nicht zufällig „Urnengang“. Auch diesmal blieben einige auf der Strecke. Bundeskanzler Olaf Scholz nahm niemanden mit – ein schwerer Fehler in der Wildnis. Wirtschaftsminister Robert Habeck litt darunter, dass nicht genügend Menschen ins Grüne aufbrachen.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht fehlte der Kompass. Und FDP-Chef Christian Lindner fand sich in dünnem weißen Hemd ausgesetzt auf einem politischen Rastplatz wieder. Früher hätte er dazu locker gesagt: „Probleme sind nur dornige Chancen.“ Aber heute muss das vielleicht leicht modifiziert werden: Die Chance auf Probleme steigt, wenn man vielen ein Dorn im Auge ist.
Wie aber geht es nach diesem Monat weiter? Wird der auf alten Landkarten oft als „Schuldenbremse“ verzeichnete Ort in „Sondervermögen“ umgetauft? Das könnte bei falscher Eingabe im neuen Koalitions-Navi für Verwirrungen und Streit um die richtige Richtung sorgen. Doch keine Sorge, Bewegung ist weiterhin garantiert und tiefes Durchatmen ratsam. Denn auf den verschlungenen Wanderwegen am Abgrund des Weltwahnsinns wird immer wieder der Eindruck entstehen: „Ich glaub, ich steh im Wald.“






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