Es geht voran? Das war einmal. Im April wurde überall die Notbremse gezogen, und alles war nicht so gemeint. Schon der Frühling trat auf die Temperaturbremse. Vermutlich gab es ein Missverständnis beim Zwei-Grad-Ziel. Und der April sah es nicht als Begrenzung der Klimaerwärmung, sondern als empfohlene Nachttemperatur.
Abgekühlt ist auch das Verhältnis zur Türkei, weil EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen diplomatisch ausgebremst wurde. Bei Erdogan wurde sie auf ein Seitensofa verwiesen. Das war angeblich nicht böse gemeint, heißt aber zu Recht „Sofagate“ – denn das Sitzmöbel ließ ergonomisch und vom Design her zu wünschen übrig. Höchste Zeit, dass ein schwedisches Möbelhaus mal kritisch nachfragt: Regierst du noch, oder sitzt du schon?
Der größte Bremser ist jedoch die Bundesregierung. Sie gibt dem Coronavirus zwar immer fairerweise ein paar Wochen Vorsprung, während sie debattiert. Aber sie hat den kleinen Zeh schon auf der Bremse, und der kann jederzeit zucken! Beschlossen wurde etwa folgendes: Ab einer Intelligenz von 165 bringt Schulunterricht nichts mehr und sollte wegfallen. Jogger dürfen bis 24 Uhr aufbleiben, wenn ihr Gähntest negativ war. Und die Bezahlung entfällt beim Einkaufen, der Kunde bestellt nur vor und holt ab. Umstritten sind aber nächtliche Ausgangssperren – dabei können sie verhindern, dass CSU-Chef Markus Söder nach 22 Uhr in Berlin vorfährt! Ihn musste die Union ausbremsen, sonst hätte sie noch Chancen aufs Kanzleramt gehabt.
Dabei war der Konflikt zwischen ihm und Armin Laschet gar nicht so gemeint. Sie bekämpften sich zwar bis aufs Blut – in Politikersprache heißt das „standen in konstruktivem Austausch“. Aber nun heucheln sie Harmonie, während Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock kanzlerig und SPD-Konkurrent Olaf Scholz gewohnt schlumpfig lächelt. Das hätte als „Kanzlerland“ den Oscar verdient, den „Nomadland“ abräumte.
Kein Wunder, dass deutsche Schauspieler dagegen blass aussehen. Manche heischten daher nach Aufmerksamkeit und spielten bei der Aktion #allesdichtmachen Halb-Querdenker, die Satiriker spielen. Das erforderte hinterher die verbale Notbremse: „Alles nicht so gemeint.“ Als Satire gilt heute nämlich, was man ernst meinte, aber nicht gut ankam. Da eine Humor-Schulung beim verstorbenen Prinz Philip leider nicht mehr möglich ist, bleibt nur die Gegenaktion #seidihrnochganzdicht. Natürlich um bei den Schauspielern nachzufragen, ob alles komplett geschlossen ist.
Und sicherheitshalber sollte jetzt eine Pointen-Notbremse folgen, die satirisch-salvatorische Klausel: Wer etwas lustig fand, darf zwischen 22 Uhr und 5 Uhr kontaktlos lachen. Für alle anderen war es nicht so gemeint.
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