Pias Potpourri vom Juni 2024
Alles ist so hektisch? Nein, dieser Juni hat einen Gang runtergeschaltet. Denn er war trotz spannender Fußball-EM vor allem ein Monat der Entschleunigung.
So kam Wikileaks-Gründer Julian Assange nach zwölf Jahren frei – da wurde nichts überstürzt. Und das neue Postgesetz nahm viel Druck aus der ohnehin schon entspannten Briefzustellung. Denn diese wurde offenbar an die steigende Lebenserwartung angepasst. Warum soll ein Brief schließlich nach drei Tagen da sein, wenn die Deutschen im Schnitt 80,5 Jahre leben? Da bleibt doch noch Zeit!
Und vielleicht erlebt die Brieftaube nun ein Comeback. Es bräuchte dann keine Abstimmungen mehr über Taubentötungen in Limburg, die Vögel könnten sich zu Fachkräften weiterbilden. Natürlich nur mit Vier-Tage-Woche, das gefährdet sonst die Work-Piep-Balance.
„Schwerter zu Brieftauben“ müsste also das neue Motto heißen. „Pflugscharen“ erinnern zu sehr an wütende Bauern, und „Friedenstaube“ ist kein Berufswunsch mehr unter Gefiederten. Denken doch schräge Vögel sofort an Sahra Wagenknecht, die sich gern als solche tarnt.
Aber ihr BSW räumte ebenso wie die AfD bei der Europawahl ab. Vor allem in Ostdeutschland. Und warum? Weil die Westdeutschen, wie NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst knallhart analysierte, nach Mallorca reisen statt in den Osten. Zugegeben, ein All-inclusive-Hotel in Thüringen mit Bratwurst-Schlürfen aus dem Senfeimer hätte vielleicht Wessis anlocken und das Unternehmen FTI retten können. Aber Verwirrung wäre nicht ausgeblieben. Denn „Zehn nackte Frisösen“ ist am Ballermann ein 25 Jahre alter Hit – in Mecklenburg aber nur die nüchterne Beschreibung eines FKK-Strands.
Bleibt noch die Option, dass die Chinesen mit ihrer Sonde mal Gesteinsproben von der mutmaßlichen Deutschlandrückseite nehmen und analysieren. Im Gegenzug werden dann mit dem Mond, wo China schon Proben sammelte, EU-Beitrittsverhandlungen aufgenommen – wie mit der Ukraine und Moldau. Allerdings stehen die Chancen für den Erdtrabanten fast besser. Denn dort sind keine Reformen mehr nötig, die Demokratie ist perfekt – mangels Störfaktor Mensch!
Möglich wäre auch, dass Länder, die in die EU möchten, künftig auf ihr Beitrittsdatum wetten. In der britischen Regierung gab es ja ebenfalls lustige Wetten auf das Wahldatum. Und in Deutschland könnte die Ampel getrost auf Neuwahlen wetten lassen, ohne sich vom Ergebnis unter Druck setzen zu lassen. Denn wenn dazu erst Wettformulare entworfen, geprüft und per Brief versandt werden, ist sie bis 2025 auf der sicheren Seite.
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