Pias Potpourri vom Mai 2024
„Wunder gibt es immer wieder“, sang Katja Ebstein. Der aktuelle Zusatz jedoch müsste lauten: „Aber was für welche?“ Denn in diesem Mai, der nun Wundermonat statt Wonnemonat heißen muss, stellte der Vatikan neue Regeln auf. Statt der Premium-Bewertung als „Wunder“ gibt es eine Einstufung in mehreren Kategorien. Das sollte auch im weltlichen Leben Einzug halten.
Ganz vorn stünde dabei die Kategorie „zu blöd, um wahr zu sein“. Darunter fallen nicht nur Angriffe auf Wahlkämpfer, während gerade der 75. Geburtstag des Grundgesetzes gefeiert wurde. Und das beinhaltet in Artikel 1 nicht den Satz: „Die Blödheit des Menschen ist unfassbar“, obwohl dieser sich derzeit aufdrängt. Dass Feiernde zum Lied „L’amour toujours“ rechtsextremistische Parolen brüllen, widerlegt zudem das alte Sprichwort: „Wo man singt, da lass dich ruhig nieder. Böse Menschen kennen keine Lieder.“ Denn sie kennen schon Lieder, aber nur mit bösem Text. Kein Wunder!
Danach müsste die Kategorie „Glück gehabt“ folgen, die auch nicht als Wunder zu werten ist. Darunter fällt der zwölfte Platz von Isaak beim Eurovision Song Contest. Mal ein paar Jury-Punkte von hier, mal von dort, einige Ablenkungen durch Anti-Israel-Demos und den Ausschluss der Niederlande – und plötzlich lag Deutschland nicht ganz hinten. Huch! Wie das passieren konnte, muss wohl in langen Ermittlungen geklärt werden, damit es nicht wieder verkommt.
„Was nachts passiert, wenn keiner hinguckt“ wäre eine weitere Kategorie, die oft als Wunder missdeutet wird. Denn wie heißt es in einem glücklicherweise nicht umgedichteten Lied: „In einer Nacht im Mai, da kann so viel passieren.“ Das tat es diesmal auch! Eine heiße Aktivität näherte sich ihrem Höhepunkt, einige wenige sahen bunte Lichter, die meisten verpassten jedoch alles. Aber bevor eine sexuelle Triggerwarnung kommt: Diesmal ging es um Polarlichter.
Bleibt die vierte Kategorie „Selbstgemachtes Wunder“: Kremlchef Wladimir Putin etwa muss alles selbst in die Hand nehmen: seine Wiederwahl, die Beeinflussung der deutschen Politik durch AfD-Abgeordnete. Ach, Diktatur kann so anstrengend sein, wenn sie sich den demokratischen Schafspelz überwerfen muss. Gerade jetzt, wo es doch – weiteres selbstgemachtes Wunder – immer heißer wird.
Aber selbst wenn viele Wunder gestrichen werden, gibt es noch Hoffnung – wundersamerweise aus den USA. Denn Hollywood-Star Cate Blanchett bekannte jetzt ihr Faible für die deutsche Sprache, und ihr liebstes Wort ist „Wunderbar“. Selbst wenn da das Wunder wegfällt, bleibt immer noch „Bar“ übrig.
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