Potpourri April 2022
Der April ist meistens der Monat von Ostern, Kreuzigung und Wiederauferstehung. Aber all das wurde diesmal neu interpretiert.
Denn da die Mitglieder der katholischen und evangelischen Kirche erstmals keine Mehrheit mehr in Deutschland darstellen, gibt es nun offenbar eine weltliche Neufassung: Volksvertreter geißeln sich selbst und wollen dann unter Umgehung der Kreuzigung eine sofortige politische Wiederaufstehung oder sich eigentlich gar nicht erst hinlegen.
Deswegen hagelte es in diesem Monat mehr Entschuldigungen als aprilübliche Hagelkörner - etwa von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, den Minister-Darstellerinnen Anne Spiegel und Ursula Heinen-Esser, der Linken-Chefin Janine Wissler, Partypremier Boris Johnson oder Schwurbelsänger Xavier Naidoo. Alles gemäß dem Motto: der Wahn ist lang, die Reu ist laut. Und falls hier eine besonders originelle Entschuldigung vergessen worden ist, sei schon mal eine Entschuldigung angefügt.
Um den häufigsten Entschuldigungsanlässen Rechnung zu tragen, sollte zur Vereinfachung ein Formular ausgegeben werden mit folgenden Optionen zum Ankreuzen und Streichen: „Ich möchte unbedingt weitermachen und entschuldige mich deswegen für Urlaube nach Katastrophen/Lachen bei Katastrophen/irre Verschwörungstheorien/verbotene Partys in der Pandemie/Katastrophen-Sex in der Pandemie/Kuscheln mit Diktatoren/Decken von Sex-Tätern/ weil alles jetzt dummerweise rausgekommen ist“ (mehrere Antworten möglich).
Umstritten blieb in der Bundesregierung allerdings zunächst, ob sich Deutschland für das Liefern oder Nicht-Liefern von Waffen entschuldigen muss – und ob Altkanzler Gerhard Schröder als zu entsorgender Blindgänger gilt. Deswegen sollten in einem Ringtausch erst einmal deutsche Panzer nach Slowenien und slowenische Panzer in die Ukraine gebracht werden. Kenner entdecken hier einen möglichen neuen Osterbrauch, das „Waffen-Schrottwichteln“.
Doch in Ramstein, einschlägig bekannt für Katastrophen, fiel die Entscheidung: Der deutsche Panzer „Gepard“ soll tatsächlich zum Einsatz kommen. Ob der Raubtiername für das Fahrzeug passt, muss sich allerdings noch zeigen. Statt „Leopard“, „Wiesel“ oder „Marder“ sollte die Bundeswehr ihre Waffen vielleicht „Schnecke“, „Panda“ oder „Murmeltier“ nennen. Das ist possierlich, trägt auch pazifistischen Wünschen Rechnung und weckt vor allem nicht so hohe Erwartungen an die Einsatzfähigkeit. Und beim Tierreich entschuldigen kann sich die Bundesregierung ja immer noch.
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