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Blüten, hört die Signale!

Pias Potpourri März 2023



Der Frühling ist da – oder wie es in diesem März heißen müsste: Blüten, hört die Signale! Denn der Protest wächst überall aus dem Boden, noch bevor der Spargel dort in einer Massenbewegung sein Köpfchen erhebt.

Die Franzosen gehen auf die Barrikaden, weil Präsident Emmanuel Macron mit einer Art Sonnenkönigs-Paragrafen das Parlament überging und sie bis 64 arbeiten sollen. Nicht mal der britische König Charles konnte kommen – dabei hätte er ihnen zeigen können: Man kann sogar mit 73 noch Berufseinsteiger sein.

Deutschland kann da trotz Megastreiktags nicht mithalten. Hier würden Revolutionäre, wie Lenin einst spottete, vor dem Erstürmen des Bahnhofs noch eine Bahnsteigkarte kaufen. Eine böse Falle! Bindet doch ein komplizierter Ticketkauf sämtliche Kräfte des Fortschritts. Zudem fällt eine Revolte hier zu Lande ohnehin kaum auf. Wenn nämlich alle Räder still stehen, muss das nicht am starken Arm des Arbeiters liegen. Es könnte auch Bürokratie sein, Fachkräftemangel oder ein normaler Tag bei der Deutschen Bahn.

Doch immerhin ist die Wahlrechtsreform tatsächlich beschlossen und der Bundestagsabgeordnete mit bald nur noch 630 Exemplaren fast eine bedrohte Spezies! Sehr riskant. Ob die Auswilderung von Politikern zurück ins normale Leben gelingt, weiß schließlich niemand. Damit nicht genug, hat Justizminister Marco Buschmann eine Reform des Namensrechts angestoßen. Doppel-Namen, Mix-Namen, alles geht! Wichtig wäre allerdings noch eine Kennzeichnungspflicht für Paare, die einander das dritte Mal heiraten – etwa im aktuellen Fall „Christian und Bettina Wulff-Wulff-Wulff.“

Ach, solch wahre Liebe ist die Revolution des Herzens gegen die Mühsal des Lebens – aber es gibt sie nicht nur in der Romantikmetropole Hannover. In Moskau blickten sich Chinas Präsident Xi Jinping und Russlands Präsident Wladimir Putin tief in die Augen. Denn der Kremlherrscher braucht einen Freund. Muss er sich doch, vom Internationalen Strafgerichtshof gemobbt, im Donbass schon vor Küchenrollen in Wohnungen fotografieren lassen. Nur um zu zeigen, wie glücklich dort angeblich die Bewohner sind, von Russland überfallen worden zu sein. Was für ein PR-Rückschritt gegenüber Zeiten, in denen er noch halbnackt ritt oder Kraniche ins Winterquartier flog.

Es ist also fünf vor eins für Veränderungen! Früher war es fünf vor zwölf, aber jetzt gilt die Sommerzeit. Zwar sollte die Zeitumstellung längst abgeschafft sein. Aber dafür ist es gleichzeitig zu früh und zu spät. Hat doch die EU schon im nächsten Schritt die wahre Revolte aller Revolten geschafft: Alles bleibt, wie es ist.

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